Israel Roadtrip 2016
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Als erstes kommt (auch für mich "leider") der unvermeidliche Hinweis:
Das hier ist extrem subjektive, freie und teils sicher sehr eigenwillige Meinungsäußerung. Diese folgt nicht den Regeln eines kommerziell ausgerichteten, weichgespült-schleimig-beliebigen Möchtegern-Reise- bzw. Szene- bzw. selbsternannten Lifestyleblogs auf der Jagd nach Supportern, Financiers, Werbekunden, Likes, Verlinkungen, Networking, Affiliates und so weiter. Kurz: ich verfolge keinerlei finanzielle Absichten, bekomme keinen Cent für das was ich hier für mich selbst, mein Umfeld und interessierte Leser mache.
Das ist hier ist darüber hinaus kein Reiseführer und keine Reportage, nichts was irgendwelchen journalistischen Grundsätzen und Regeln entsprechen soll. Kurz auch mal was zum sprachlichen Stil: ich bemühe mich, möglichst nah am gesprochenen Wort zu bleiben und bediene mich gern der teils vielleicht derben, vermeintlich ungehobelten Umgangssprache (Irrglaube bzw. Fehleinschätzung). Ist in meinem Fall authentischer als ständig gekünzelten elaborierten Code posermäßig und häufig stümperhaft gewollt und doch ungekonnt zur Schau zu stellen und damit (mitunter Pseudo- ) Eloquenz, Bildung und Kompetenz auf Krampf zu vermitteln.

Persönlich finde ich es übrigens immer voll öde, einen fremden Trip- oder Travel-Report erwartungsfroh zu öffnen und dann festzustellen, dass dieser lediglich paar Pics und aus irgendwelchen Quellen zusammengestellte Fakten aber keine Emotionen, kein Leben, keine Story, keine Meinung und keinen Drive enthält. Keine Ahnung wie es Dir geht.

Das hier ist also per Eigendefinition (und viele Leser bestätigen es es) ein Oldschool-Angebot, stammt vom Style her aus einer längst zurückliegenden Zeit und ist, wie andere dinosaurierartige Internet-Wegbegleiter die es schon niedergestreckt hat, vom Aussterben bedroht. Von mir aus auch für den Mainstream "zu Recht". Zum Teil ist es diese nun schon seit 2004 am Start befindliche Interseitseite (mit unterschiedlichen Domainendungen freilich) ja schon, also ausgestorben, meine ich. Schließlich sind große Teile der Präsenz überwiegend offline - warum eigentlich? Nun, abgesehen von massiven, nervenraubenden und übelst denunzierenden Anfeindungen musste ich schon viel Geld, Arbeit und natürlich Zeit aufbringen. Wofür ich das alles dann überhaupt noch mache? Für Abmahnungen und Beleidigungen? Nein, fürs Hobby, für Freunde und Bekannte, für Familie - für mich selbst.
Keep it real! Ach eins noch: wenn Du alles kacke findest, zwingt dich keiner, dir den Mist reinzuziehen. Nun aber viel Spaß und angenehme Unterhaltung. Schön, dass Du da bist.

Tag1: Berlin Schönefeld - Tel Aviv Ben Gurion

Viel zu lange ist sie her, die letzte gemeinsam mit BA durchgeführte Aktion. Nachdem unsere Tschechien- und auch die legendäre Wienaktion rundum gelungen waren muss nun endlich mal wieder ein neuer Trip her. Gemeinsam Neuland entdecken lautet unser Motto und so entscheiden wir uns für einen Besuch in Israel. Im April ist es dort noch nicht zu heiß und die Flugpreise sind niedrig. Wir schaufeln uns beide frei und dann geht es, nach ein paar Monaten Wartezeit, los.

Als erstes treffen wir uns in Berlin. Auf dem Weg dorthin bau ich uns ein ein Fresspaket. Schließlich ist zu befürchten, dass es in Israel Probleme mit der Nahrungsbeschaffung aufgrund des Sabbats (w) geben könnte.

Stullen schmieren bzw. Brötchen belegen im ICE von Hannover nach Berlin Hauptbahnhof
Stullen schmieren bzw. Brötchen belegen im ICE von Hannover nach Berlin Hauptbahnhof
Berlin Hauptbahnhof
Berlin Hauptbahnhof, leider ist die Ankunft mal wieder verspätet

Eine knappe halbe Stunde Zeit bleibt mir, ehe der nächste RE (nachdem der ursprünglich geplante quasi vor meiner Nase davon gefahren ist) mich weiter zum Flughafen Berlin Schönefeld im Südosten der Stadt bringen wird. Eine halbe Stunde am Gleis herzumzugammeln stellt keine attraktive Option für mich da und so latsche ich rasch an die Spree und schlage in der Sonne Wurzeln.


An der Spree, Berlin (in der Nähe des Hauptbahnhofs finden sich ein paar ansatzweise geeignete Asselplätze)

Ich schlage zu lange Wurzeln, das Gesamtpaket ist einfach zu gut und so verpasse ich den ursprünglich angepeilten Zug. BA wartet bereits am Flughafen und so informiere ich ihn reumütig über die mir nun und in diesem Ausmaß selbst eingebrockte Verspätung.

Berlin Hauptbahnhof bei bestem Aprilwetter
Berlin Hauptbahnhof bei bestem Aprilwetter
Berlin Hauptbahnhof
Berlin Hauptbahnhof

Der Zug bringt mich pünktlich nach Schönefeld.

Bahnstation beim Flughafen Berlin Schönefeld
Bahnstation beim Flughafen Berlin Schönefeld

Verspätet bin ich eh schon, deshalb, an dieser Stelle bitte ich BA um Nachsicht, schaue ich mich kurz nach einer Abhängmöglichkeit für den Fall der Fälle bei unserer Rückkehr in circa einer Woche um. Ich habe die Umgebung so in Erinnerung, als dass es dort nichts geeignetes gibt (Stand 2013) und kann das heute gar nicht mehr glauben. Denn kaum habe ich mich durch die Lücke eines Bauzauns gezwängt, sehe ich etliche stylishe Verweilorte. Da habe ich damals wohl nicht genau genug hingeschaut. Und während der Erkundung habe ich anscheinend nicht auf dem Radar, dass die Rückkehr keineswegs in Schönefeld sondern auf dem Flughafen Tegel erfolgen wird. Was soll´s.

Umgebung der Bahnhaltestelle SXF-Airport: kaum habe ich mich durch die Lücke eines Bauzauns gezwängt, sehe ich etliche stylishe Verweilorte
Umgebung der Bahnhaltestelle SXF-Airport: kaum habe ich mich durch die Lücke eines Bauzauns gezwängt, sehe ich etliche stylishe Verweilorte

Der Erkundungsgang hat sich alleine dafür gelohnt, dass eine eventuelle Asselei am Flughafen Schönefeld nun keinerlei Probleme bereiten wird. Insgesamt ist die Gegend ziemlich stylish. Im Hinterkopf spielt die Kenntnis der Lage und das Wissen um die Vergangenheit an Ort und Stelle natürlich eine nicht unerhebliche Rolle. Die Zonengrenze verlief einen Steinwurf weit entfernt.

Bahnhaltestelle Berlin Schönefeld Flughafen
Bahnhaltestelle Berlin Schönefeld Flughafen

Nach der Erkundung eile ich zum Terminal. BA wartet bereits eine Weile. Dennoch fällt das Wiedersehen nach viel zu langer Zeit und (gemeinsamer) Trip-Abstinenz extrem herzlich aus. Es gibt Freunde, mit denen man sofort warm wird und mit denen man sofort loslegt als sei man gestern erst zusammen um die Häuser gezogen, obwohl man sich jahrelang nicht gesehen hat. BA ist so einer.

Aufgrund der im Netz omnipräsenten Warnungen, bloß frühzeitig einzuchecken wenn das Flugziel Israel heißt, haben wir trotz meiner Verspätung weit über zwei Stunden bis zum Abflug des Easyjet-Vogels im Gepäck. Eine Sicherheitsbefragung findet nicht statt, obgleich wir eine solche fest eingeplant hatten. Seltsam. Nun gut, jetzt heißt es also warten. Rückblickend hätten wir diesen Flug genauso behandeln können wie einen nach London oder so. Da haben wir uns definitiv unnötig verrückt machen lassen, und zwar auf auf diversen Internetseiten.

Boarding für den Flug von Berlin Schönefeld nach Tel Aviv, durchgeführt von Easyjet
Boarding für den Flug von Berlin Schönefeld nach Tel Aviv, durchgeführt von Easyjet

BA hat das Glück am Fenster zu sitzen und mir bleibt der vermaledeite Mittelplatz. Und neben mir nimmt natürlich keine zierliche, unsichere und respektvoll schweigende Mini-Asiatin Platz sondern ein riesiger, fetter 1,95m Typ der seine Masse aus nachvollziehbaren Gründen nicht alleine auf seinem Platz lassen kann sondern einen nicht unerheblichen Teil eben jener auf mein Hoheitsgebiet auslagern muss. Zu allem Überfluss ist er Mitglied einer israelischen Reisegruppe, bestehend aus jungen Partyleuten Anfang zwanzig, die wild herum krakeelt. Nach einer Stunde sind die Akkus der Schreihälse leer und es kehrt Ruhe ein. Mit dem Schlaf geht bei meinem Nachbar (nicht BA, sondern der Fettsack) der letzte Kontrollverlust über dessen Körperspannung verloren und so bereitet sein schwitziger Körper mir wenig Freude während der verbleibenden zwei Flugstunden.

An dieser Stelle eine Übersichtskarte des heutigen Tages für deine bessere Orientierung. In diese Karte kannst Du rein- und auch wieder rauszoomen. Du kannst auch die einzelnen Markierungen anklicken und dir anzeigen lassen, wie ich diese benannt habe bzw. was sich dahinter triprelevantes verbirgt. Einfach mal rumprobieren lautet meine Empfehlung. Eine weitere Empfehlung: zieh dir ruhig mal die verlinkten Wikipediaartikel rein, die ich hier im weiteren TR-Verlauf einbaue. Lohnt sich. Musst ja nicht jede Zeile studieren aber kurz mal Reinluschern kann sicher nicht schaden.

Doch auch dieser Flug geht vorbei und so betreten BA und ich am Abend erstmals israelischen Boden.

Wir verlassen den Flieger und haben ein mulmiges Gefühl angesichts der nun folgenden Einreisekontrolle samt ausgiebiger Sicherheitsbefragung. Doch ehe es soweit kommt bemerke ich das Abhandenkommen meines Smartphones. So ein verdammter Mist, das Ding muss mir aus der Hosentasche entglitten sein und nun unter dem Sitz liegen. Panisch sprinte ich zurück zum Ankunftsgate, welches ich verschlossen vorfinde. Auch vom Jet fehlt mittlerweile jede Spur. Kacke. Ab zum Lost&Found Schalter. Mit erlesener Gleichgültigkeit befragt mich das Personal nach dem Grund meines aufgeregten Erscheinens. Es wird eine Runde hin- und her gefunkt und dann bekomme ich die Info, dass ein Flugbegleiter tatsächlich mein Iphone gefunden hat und dieses nun auf den Weg hierher geschickt wird. Puh!

Zeit, herunter zu kommen und sich an einem der vorbildlich flächendeckend in diesem modernen und angenehmen Flughafen aufgestellten Trinkwasserspendern zu laben und nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu erfrischen. Und zack, eine halbe Stunde später nach dem Horrorszenario halte ich es in meinen Händen, das Smartphone. BA wartet vor dem Mietwagenschalter auf mich und nach einem großen Hallo wissen wir beide zu berichten, dass weder der eine noch der andere auch nur ansatzweise befragt worden ist. Eine einzige Frage wurde gestellt, die nach dem Sinn und Zweck unseres Aufenthaltes. Gibt´s doch gar nicht. Na ja, die Befragung bei der Ausreise wird dann umso intensiver ausfallen. Und genau hier nehme ich vorweg, dass das nicht der Fall sein wird. Wir haben uns komplett verrückt machen lassen von den vielen im Netz kursierenden Horror-Schilderungen und sind sowohl bei der Ein- als auch bei der Ausreise extrem smooth durchgeflutscht. Zurück in die chronologische Spur.

Nun erstmal ran an den Mietwagen. Die Jungs im Parkhaus schauen gerade Pornos an und schaffen es nicht, deren Beschäftigung während des Herumgammelns vor uns zu verbergen. Sie versuchen es allerdings auch so gut wie gar nicht. Egal. Wir bekommen einen Mitsubishi in der Größe eines Polos mit Kofferraum, dessen genaue Typbezeichnung mir heute beim Tippen dieser Zeilen entfallen ist. Habe so eine Karre vorher noch nie gesehen und seitdem auch nicht mehr. Wir werfen unser Handgepäck auf die Rückbank und fahren los. Unterwegs halten wir und werfen einen Blick auf die in Hannover besorgte Straßenkarte und entscheiden uns, grob Richtung Jerusalem zu fahren, der Autobahn Nr.1 folgend. Nach einer Weile wollen wir von der Autobahn runter und einer kurvigen Landstraße, der mit der Bezeichnung 395, folgen. Intuitiv wittern wir an dieser einen adäquaten PKW-Pennplatz. Während der Fahrt halten wir Ausschau nach einem geöffneten Supermarkt.

Das Navi lässt sich leider nicht nutzen, da wir es nicht gebacken bekommen, die Menüführung auf eine uns verständliche Sprache zu stellen. Das Display zeigt jedoch plötzlich eine Menge bunter Symbole, die wir weshalb auch immer mit einem eventuellen Einkaufszentrum assoziieren und deshalb dorthin abbiegen. Sieh mal einer an, das hat sich gelohnt. Heute ist Sabbat aber die Sonne ist bereits seit langer Zeit untergegangen und so ist im tatsächlich existenten Einkaufszentrum nicht nur eine Menge los sondern auch ein großer Supermarkt vorhanden. Bingo! Mit dem bischen Wasser und nichts zu futtern wäre die Nacht zwar zu überstehen aber irgendwie auch kacke gewesen.

Auf dem Weg von Tel Aviv nach Jerusalem entdecken wir einen geöffneten, gut sortierten Supermarkt und freuen uns
Auf dem Weg von Tel Aviv nach Jerusalem entdecken wir einen geöffneten, gut sortierten Supermarkt und freuen uns

Das Preisniveau ist hoch. Dennoch gelingt es uns, relativ preiswert einzukaufen und einen guten Grundvorrat anzulegen. Besonders an Wasser wird es uns garantiert niemals mangeln und das ist in Gegenden wie diesen das wichtigste.


BA (stilecht in Ss während dieses Trips dauerpräsenten Lieblingsweste) freut sich über den Einkauf

Nun brauchen wir nur noch einen Pennplatz. Die Landsstraße mit der Nummer 395 sieht vielversprechend aus. Also fahren wir erst wieder auf die Autobahn mit der Nr.1, dann auf die Straße Nr.38 Richtung Bet Shemesh und biegen von letztgenannter Straße auf die 395. Es geht bergauf, die Straße ist kurvenreich und plötzlich geht rechts ein Sandweg ab. Bingo, rein da. Vorbei an Picknickbänken steuern wir einen ruhigen, von der 395 nicht einsehbaren Parkplatz an und richten uns ein. Auf der weiter oben eingebetteten Karte kannst Du den Pennplatz übrigens, wenn Du dich in Israel ein bischen hineinzoomst, den Pennplatz als gelben Stern markiert betrachten.

Gegen 23h pennen wir hundemüde ein. Der Mitsubishi eignet sich, das nehme ich an dieser Stelle ruhigen Gewissens vorweg, sehr gut zum Pennen.

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