Februar-Trip 2019: Venedig - Lido di Venezia - Tessera - Barcelona Sants - Lleida - Zaragoza - Barcelona
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Letztes Jahr im Oktober machte mir ein in Venetien tobendes Unwetter, verbunden mit einem Rekordhochwasser in der Lagune von Venedig, einen Top-Trip zunichte. Schweren Herzens verzichtete ich darauf, den Trip durchzuziehen und kümmerte mich um einen möglichst zeitnahen Besuch bei hoffentlich besseren Wetterbedingungen. Venedig kommt für mich nach leidvollen Erfahrungen bezüglich des Besucherandrangs mittlerweile nur mehr im Zeitraum zwischen Oktober und März in Frage und so loggte ich Flüge für Mitte Februar ein. Mindestens zwei Nächte, gern auch drei, sollten es schon sein. Vollzug konnte schnell vermeldet und das weitere Trip-Programm geplant werden. Dabei sprang mich ein Billig-Flug nach Barcelona und ein preiswerter von eben dort zurück nach Hannover regelrecht an, so dass ich mich letzten Endes für einen quasi zweigeteilten Trip entschied, der zur einen Hälfte aus einem Aufenthalt in Venedig und zur anderen aus einem solchen in Spanien bestehen sollte.

Tja, und dann hieß es wie so oft: beseelt von Vorfreude abwarten, bis es los geht.

Tag 1: Hannover - Berlin Ostbahnhof - Flughafen Berlin Schönefeld - Venedig - Mestre (VE)

Die Reise beginnt mal wieder mit einem Spaziergang zum heimischen Hauptbahnhof.

Auf dem Weg zum heimischen Hauptbahnhof
Auf dem Weg zum heimischen Hauptbahnhof
Das auf dem Gelände des ehemaligen Zentralen Omnibus-Bahnhof errichtete zukünftig der DB dienende Gebäude nimmt langsam Gestalt an
Das auf dem Gelände des ehemaligen Zentralen Omnibus-Bahnhofs errichtete und zukünftig der DB dienende Gebäude nimmt langsam Gestalt an

Im IC ergattere ich, so soll es sein, einen Sitzplatz am Fenster, und zwar in Fahrtrichtung. Dies erlaubt es mir, die Landschaft gedankenverloren an meinen Augen vorbeirasen zu lassen und in ansatzweise meditative Sphären zu driften. Zack, man denke sich nun einen *Fingerschnipp*, schon ist der Berliner Ostbahnhof erreicht, wo ich knapp zwanzig Minuten Zeit für den Umstieg in die Bahn zum Flughafenbahnhof in Schönefeld habe. Zeit genug, kurz noch beim REWE im UG meinen Proviant aufzustocken. Bananen, Laugenstangen, Erdnüsse und Mineralwasser gehen mit.

In der Bahnhofshalle gleiten meine Mundwinkel unweigerlich nach oben, als ich die Modelleisenbahnanlage entdecke, in Erinnerungen an meine Kindheit und das damalige Pendant im Kieler Hauptbahnhof schwelge und einen Jungen Kleingeld einwerfen und anschließend den Disponenten / Oberaufseher der kleinen Züge spielen sehe.

Da werden Erinnerungen an meine Kindheit (und das damalige Pendant im Kieler Hauptbahnhof ) wach
Da werden Erinnerungen an meine Kindheit (und das damalige Pendant im Kieler Hauptbahnhof ) wach
Berlin Ostbahnhof
Berlin Ostbahnhof

Der Berliner Ostbahnhof hat übrigens eine bewegte Geschichte und bereits allerlei unterschiedliche Namen getragen, wie dem lesenswerten (sonst wäre dieser nicht verlinkt) Artikel auf Wikipedia (w) aus dem auch die folgenden Auszüge stammen zu entnehmen ist: "Der heutige Ostbahnhof wurde als Frankfurter Bahnhof erbaut und hat seinen Namen so oft gewechselt wie kein anderer Berliner Bahnhof. Insbesondere sind die Namen Berlin Schlesischer Bahnhof (1881–1950) und Berlin Hauptbahnhof (1987–1998) bekannt. Die häufige Namensänderung führte auch zu Verwechslungen mit dem heutigen Berliner Hauptbahnhof oder auch mit dem Alten Ostbahnhof. Am Gleis 1 am südöstlichen Ende der Bahnhofshalle wurde dazu im Jahr 2000 unter dem Bahnhofsschild „Berlin Ostbahnhof“ eine Tafel mit den historischen Bahnhofsnamen angebracht. Demzufolge hieß der Bahnhof von 1842–1881 Frankfurter Bahnhof, 1881–1950 Schlesischer Bahnhof, 1950–1987 Ostbahnhof, 1987–1998 Hauptbahnhof (und) seit 1998 Ostbahnhof."

Der Berliner Ostbahnhof hat in seiner Geschichte vielerlei Namen getragen
Der Berliner Ostbahnhof hat in seiner Geschichte vielerlei Namen getragen

Pünktlich geht es weiter zum Bahnhof des aufs IATA-Kürzel "SXF" hörenden Flughafen Berlin Schönefeld.

Bahnhof "Flughafen Berlin Schönefeld "
Angekommen am Bahnhof "Flughafen Berlin Schönefeld"

Vom Gleis aus werfe ich kurz einen Blick auf meinen angestammten Asselplatz am Flughafenbahnhof von Schönefeld, der heute allerdings aus Zeitgründen auf einen Besuch meinerseits verzichten muss.

Blick vom Bahngleis auf meinen angestammten Asselplatz am Flughafenbahnhof von Schönefeld
Blick vom Bahngleis auf meinen angestammten Asselplatz am Flughafenbahnhof von Schönefeld
Flughafen Berlin Schönefeld
Flughafen Berlin Schönefeld

Eineinhalb Stunden vor der angekündigten Abflugzeit stelle ich mich an die Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle. Schleppend geht es voran. Mein Klapphocker erregt mal wieder große Aufmerksamkeit. Zukünftig werde ich ihn wie den Laptop und den Flüssigkeitsbeutel separat in eine Box packen, soviel steht fest. Für die Sicherheitskontrolle geht eine geschlagene halbe Stunde drauf. Egal, Zeit habe ich genug. Auch für eine Karte, die ich an dieser Stelle einfach mal springen lasse.

Am Gate 59 stehen sich die Passagiere die Beine in den Bauch. Von den Verbindungen her ist SXF echt ´ne Wucht - vom Komfort her ebenfalls, diesbezüglich allerdings im negativen Sinne.

Immer wieder eine Zumutung, der ausgesprochen miese bis inexistente Komfort am Flughafen Berlin Schönefeld
Immer wieder eine Zumutung, der ausgesprochen miese bis inexistente Komfort am Flughafen Berlin Schönefeld

Pünktlich hebt Ryanair ab, ebenso pünktlich erfolgt die Landung. Leider am hintersten Ende des Rollfelds. Mir bleiben nur mehr knapp vier Minuten bis zur Abfahrt des ACTV-Bus zur Piazzale Roma in Venedig (der Mitbewerber in Sachen "Busverbindung nach Venedig" namens "BARZI" fährt übrigens nach Tronchetto) und ich überlege kurz, ob ich einen Sprint wagen sollte. In Bologna wurde ich letztes Jahr schließlich auch belohnt, obwohl das Unterfangen zunächst aussichtslos erschien. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" raune ich mir selbst zu und nehme die Beine in die Hand (gottlob lediglich sprichwörtlich).

Zeit für einen Sprint zum ACTV-Bus vom Flughafen Trevisos zur Piazzale Roma (Venedig)
Zeit für einen Sprint zum ACTV-Bus vom Flughafen Trevisos zur Piazzale Roma (Venedig)

Ächzend und keuchend erreiche ich unmittelbar zur Abfahrt den Bus, kaufe ein Ticket bei einem der herumstehenden Verkäufer und lasse mich nach Luft ringend in den Sitz fallen. Geschafft. Wie geil. Anderenfalls hätte ich eine halbe Stunde lang nasenbohrend-vergnarzt am Flughafen herumgammeln müssen und kostbare Zeit verschenkt. Mitte Februar verschwindet die Sonne schließlich auch in Venedig generell viel zu früh und ich habe noch einiges vor am heutigen Tag.

Der ACTV-Bus befördert mich nach Venedig, genauer gesagt zur Piazzale Roma
Der ACTV-Bus befördert mich nach Venedig, genauer gesagt zur Piazzale Roma

Ich schaue nach dem Zwischenstopp in Mestre aus dem Fenster und begrüße die Treppe, auf der BH und ich einst auf dem Weg zum Molocinque [Nachtclub in Marghera; ob es den noch gibt weiß ich nicht - ja, gibt´s noch (link)] abgezogen werden sollten und nur dank zufällig des Weges kommender Passanten dem Unglück entgangen. Das ist nun zehn Jahre her. Immer wieder der Hammer, wie rasend schnell die Zeit vergeht.

Blick auf die nach Marghera führende Treppe, die ich bei Dunkelheit keineswegs benutzen würde und auf der BH und ich damals um Haaresbreite abgezogen worden wären
Blick auf die nach Marghera führende Treppe, die ich bei Dunkelheit keineswegs benutzen würde und auf der BH und ich damals um Haaresbreite abgezogen worden wärenLagune von Venedig, von der Ponte della Libertà (aus dem Bus heraus) betrachtet
Lagune von Venedig, von der Ponte della Libertà (aus dem Bus heraus) betrachtet

Im ACTV-Büro bei der Piazzale Roma ziehe die mir seit über fünf Jahren bei jedem Venedig-Trip eine Menge Kohle sparende IMOB aus dem Portemonnaie. "Über fünf Jahre", das bedeutet die IMOB ist mittlerweile tatsächlich abgelaufen. Ich erinnere mich noch daran als wäre es gestern gewesen, als ich die Karte erstmal stolz wie Oskar und heilfroh in meinen Händen hielt. Die IMOB kostete mich damals, im August 2013 einmalig fuffzig Tacken und seitdem sparte ich bei jedem Aufenthalt. Dieser ist übrigens mein fünfzehnter innerhalb der letzten zehneinhalb Jahre und ein Ende der Serie ist nicht absehbar, da mich Venedig jedes Mal aufs Neue hardcore begeistert. So schnell vergehen fünf Jahre. Kurzum: ich muss die Karte erneuern lassen. Letztes Jahr hätte der Spaß noch 50,- € gekostet, seit Anfang 2019 sind rotzfreche 100,- € fällig. Jedenfalls für Leute, die nicht dauerhaft in Venedig leben. So ein Mist. Jeder, der diese TRs aufmerksam verfolgt weiß, was ich von Mist halte.

Da liegt sie (mittig), die alte IMOB ("Adieu, gehab dich wohl!") die gleich gegen eine neue Karte (mit gleichem Foto, cool... ) ausgetauscht werden wird
Da liegt sie (mittig), die alte IMOB ("Adieu, gehab dich wohl!") die gleich gegen eine neue Karte (mit gleichem Foto, cool... ) ausgetauscht werden wird

Was soll´s, da muss ich nun knurrend durch. Die freundliche Angestellte fühlt mit mir mit und beteuert, selbst erst zwei-drei Tage vor der Tariferhöhung über eben jene in Kenntnis gesetzt worden zu sein; das alles ging angeblich ratz-fatz über die Bühne und es besteht keinerlei Anlass, an ihrer Glaubhaftigkeit zu zweifeln. Sei´s drum, letzten Endes bleibt mir nichts anderes übrig als den geforderten Betrag knurrend zu zahlen. Im Gegenzug wird mir die IMOB auch zukünftig helfen, eine Menge Geld zu sparen. Und wo ich schonmal da (also im ACTV-Büro) bin, lade ich gleich noch zehn Einzelfahrten auf die Karte. Einzelkarten à 75 Minuten, gültig an Land wie zu Wasser, für die ich je 1,40 € zahle (im 10er Kontingent auf die IMOB geladen; wenigstens dieser Preis ist stabil geblieben). Zum Vergleich: aktuell kostet eine Busfahrt 1,50 € und eine Vaporettofahrt (ebenfalls 75 Min gültig übrigens) 7,50 €. Auch die aktuellen Preise für touristische Zeitfahrkarten haben es m.E. durchaus in sich: 24h kosten 20,- €, 48h immerhin 30,- € und 72h noch immer stolze 40,- €.

Nach zehn Minuten halte ich meine brandneue "IMOB" in den Händen und beehre den nahegelegenen sowie fair bepreisten Coop-Supermarkt, ehe ich mich an Bord eines Vaporettos der Linie 2 Richtung Sacca Fisola begebe.

Die Vaporetto-Linie 2 wird mich gleich nach Sacca Fisola schippern
Die Vaporetto-Linie 2 wird mich gleich nach Sacca Fisola schippern

An Bord ist erstaunlicherweise wenig los und so ergattere ich einen Platz ganz vorn im Freien, wie schön. Schön, wieder hier zu sein.

Auf geht´s gen Sacca Fisola, an Bord der Linie 2
Auf geht´s gen Sacca Fisola, an Bord der Linie 2

Weniger schön finde ich, dass Venedig wenige Minuten nach meinem Eintreffen in dichtem Nebel versinkt bzw. von einem solchen eingeschlossen wird. Die Sichtweite nimmt sekündlich ab, während sich das Boot der Vaporetto-Linie 2 dem Anlger "Tronchetto" nähert.

Plötzlich kommt dichter Nebel auf, und zwar kurz vorm Erreichen des Anlegers "Tronchetto"
Plötzlich kommt dichter Nebel auf, und zwar kurz vorm Erreichen des Anlegers "Tronchetto"
Tronchetto, Venedig
Tronchetto, Venedig

Bei den geringen Sichtweiten kann ich mir einen Besuch am wohl besten Asselplatz Venedigs (in der Nähe der Vaporreto-Haltestelle "Zitelle") sparen. Ich würde eh nichts von der imposanten Silhouette Venedigs erkennen. Erahnen schon, kein Wunder, so oft wie ich dort schon abgehangen und tolle Zeiten erlebt habe. Leider fallen nebelbedingt zu allem Überfluss einige Vaporettolinien aus, so dass ich letzten Endes auf Sacca Fisola "strande". Da gibt es wahrlich schlimmers. Sacca Fisola, *hach*. Als erstes seufze ich, dann freue ich mich darüber, hier zu sein.

Die Gegend gefällt mir, keine Frage. Was mich so sehr an Sacca Fisola begeistert, lässt sich fix auf den Punkt bringen. Diese Gegend ist real. Echt. Hier wohnen wahre Locals und das spürt man. Hierher verirren sich außer den Bewohnern des nahegelegenen Hilton Molino Stucky, die ihre Nobelbude mitunter unter Zuhilfenahme der Linie 2 erreichen, so gut wie keine Touristen. Außer Freaks wie mir, aber die passen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und fallen nicht auf. Hier gibt es enge Hinterhöfe, auf denen die Bambini lärmend bolzen und schäbige mehrstöckige Wohnblöcke. Hier spürt man etwas vom Alltag der Einheimischen. Hier verspürt man eine natürliche Scheu beim Ziehen des Fotoapparats, hier gehen die Uhren langsamer. Alles in allem gefällt es mir immer wieder aufs Neue ausgezeichnet.

Die hohe Luftfeuchtigkeit mach auch den authentisch-rustikal-stylishen Wohngebäuden auf Sacca Fisola recht offensichtlich zu schaffe
Die hohe Luftfeuchtigkeit mach auch den authentisch-rustikal-stylishen Wohngebäuden auf Sacca Fisola recht offensichtlich zu schaffen
"No Grande Navi" - Top-Iniative!
"No Grande Navi" - Top-Iniative!

Auf einer alteingesessenen Asselbank mache ich es mir bequem und ziehe das Tb aus der Neuen Hüpferlitasche hervor. Es ist an der Zeit, das Wiedersehen (na ja, nicht ganz - eher im übertragenen Sinne) mit Venedig zu zelebrieren.

Sacca Fisola, Top-Asselbank (meine Nr. 1 auf dieser herrlich authentischen Wohn-Insel)
Sacca Fisola, Top-Asselbank (meine Nr. 1 auf dieser herrlich authentischen Wohn-Insel)
Sacca Fisola, Top-Asselbank auf der ich schon etliche Male herumgelungert, Seiten gefüllt, Gedanken nachgehangen und meditative Sphären erreicht habe
Sacca Fisola, Top-Asselbank auf der ich schon etliche Male herumgelungert, Seiten gefüllt, Gedanken nachgehangen und meditative Sphären erreicht habeHerrlich authentisches Wohngebiet, Sacca Fisola
Herrlich authentisches Wohngebiet, Sacca Fisola

Zum Glück hält der Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs namens ACTV trotz des Nebels den Verkehr der Linie 2 aufrecht. Gegen 21:30h mache ich los Richtung Piazzale Roma.

Da man eh keine 20m weit gucken kann nehmen ich und meine Begleiter in Gestalt der Neuen Hüpferlitasche und des Hipster-Rucksacks ausnahmsweise mal im Inneren des Vaporettos Platz
Da man eh keine 20m weit gucken kann nehmen ich und meine Begleiter in Gestalt der Neuen Hüpferlitasche und des Hipster-Rucksacks ausnahmsweise mal im Inneren des Vaporettos Platz

Von der Piazzale Roma aus geht es mit dem Bus weiter nach Mestre. Meine Bude im AO-Hostel, in dem ich heute zum dritten und letzten mal Gast bin, ist absolut kacke. Die Betten (nennen wir sie mal so) sind durchgelegen, das Zimmer schmutzig, das Duschbecken voller (Scham-)Haare und die Wand neben dem Klo mit Blutspritzern versehen. Widerlich! Nie wieder.

Die "Betten" sehen übrigens um Längen komfortabler aus als es die räudigen, durchgelegenen Pritschen in Wirklichkeit sind
Die "Betten" sehen übrigens um Längen komfortabler aus als es die räudigen, durchgelegenen Pritschen in Wirklichkeit sind

Final ziehe ich mir wie so oft auf Reisen WWW-Quatsch (u.a. eigenen wie beispielsweise diesen TR) rein und knacke zeitig weg.

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