Tagestrip nach England, zur Grauen Perle von Essex, nach good old Harlow

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Die teils echt miese Bildqualität bitte ich zu verzeihen. Meine Digitalkamera hat den Löffel abgegeben und somit bin ich vorübergehend auf die fotografischen Fähigkeiten meines Mobiltelefons angewiesen. So ein Mist! Ich hasse Mist!

Rainer ändert ab Oktober die Abflugzeiten des morgendlichen Fliegers nach Stansted, weshalb ich Ende September die vorerst jedenfalls letzte sich mir bietende Gelegenheit für einen Tagestrip ins heißgeliebte Harlow, der Grauen Perle von Essex recht kurzentschlossen nutze. Ich war zwar schon vor gut drei Wochen zuletzt vor Ort, aber das macht nichts. Wer weiß, ob und wann ich wieder zu einem derart günstigen Preis (Stichwort: Flugsteuer) und zu solch entspannten Konditionen (Stichwort: Änderung der Abflugzeiten von Bremen nach London-Stansted) zur stylishen Fußgängerbrücke über die Gleise des Stansted Express, in die Marshgate Springs und zu meiner altehrwürdigen Asselbank gelangen kann. Zudem gilt es, den bei meinem letzten Besuch in den Marshgate Springs versteckten Schatz zu bergen und wieder an mich zu nehmen. Bin total gespannt, ob er die drei Wochen unentdeckt überstanden hat und noch auf mich wartet.


Vor gut drei Wochen:

Genau dort liegt der Schatz versteckt!

Genau dort liegt der Schatz versteckt!


Und so nehme ich, wie so oft in letzter Zeit den 6.17h RE nach Bremen. Im RE stelle ich erstaunt fest, dass ich einige im Verlauf der Fahrt zusteigende Gesichter schon kenne. In Bremen gönne ich mir den Luxus einer Straßenbahnfahrt und erreiche um 8.10h den Flughafen. Irgendwie bin ich echt ein Ei. Ein weiches, denn bislang bin ich noch nie in den Bremer Öffis kontrolliert worden. Wozu kaufe und entwerte ich eigentlich jedes Mal einen Fahrschein? Okay, nachdem ich vor dem Katalonien-Trip die Distanz vom Bremer Bahnhof zum Airport mangels verkehrender Straßenbahn in einer knappen Stunde zu Fuß zurücklegen musste (trotz strammen Marsches), jucken mich die fast zwei Euro für den Einzelfahrschein (im Viererkauf) kaum noch, aber trotzdem. Knapp zwei Euro sind knapp zwei Euro. Früher hätte ich mich selbst ausgelacht.

Am Flughafen angekommen latsche ich zur Besucher- bzw. Aussichtsplattform und hoffe, dass das Wetter in England ebenso schön sein wird wie hier in Bremen.

Bremen Flughafen: Blick von der Besucher- bzw. Aussichtsplattform

Bremen Flughafen: Blick von der Besucher- bzw. Aussichtsplattform

Bremen Flughafen: Blick von der Besucher- bzw. Aussichtsplattform

Bremen Flughafen: Blick von der Besucher- bzw. Aussichtsplattform

Gut, dass ich mir auf der Plattform nicht viel Zeit lasse. Im Abflugbereich der Ryanair-Flights ist die Hölle los. So etwas habe ich noch nie erlebt. Die Warteschlange vor der Sicherheitskontrolle ist dermaßen lang, dass es mir die Sprache verschlägt. Fassungslos registriere ich, dass sie quer durch Halle bis zum Übergang ins eigentliche Terminal reicht. Nicht, dass mir jetzt schon die Zeit knapp wird. In einer Dreiviertelstunde schließt angeblich das Gate.

Im Rainer-Terminal ist die Hölle los - weshalb auch immer!

Im Rainer-Terminal ist die Hölle los - weshalb auch immer!

Letzten Endes stehe ich eine geschlagene halbe Stunde in der Schlange. Gewicht und Abmessungen des Handgepäcks werden extrem streng kontrolliert, es gibt keinerlei Verhandlungsspielraum, was mir egal ist da ich lediglich meine halbleere Hüpferlitasche mitführe. Hinter der Kontrolle zeige ich meinen neuen Perso vor und betrete den Wartebereich vor dem Gate. Da ich auf das Lieblingsspiel der Warte-Esel absolut keinen Bock habe, setze ich mich auf einen der bunten Plastikstühle und beginne, Seiten zu füllen.

Und zack, prompt erfolgt das Boarding. Betrete als Vorletzter die Boeing 737-800 (w), bekomme dennoch wider Erwarten eine Dreierreihe für mich alleine und wundere mich darüber, dass wir pünktlich in Startposition rollen.

Eine der Flugbegleiterinnen ist sichtlich gestresst und weist mich und etliche andere Passagiere gereizt darauf hin, den MP3-Player auszuschalten und die Stöpsel aus den Ohren zu nehmen. Mir gegenüber sitzt ein punkiges Mädel mit dunklem Haar und vereinzelten, dünngeflochtenen, langen Rastazöpfchen. Sie guckt weggespult aus dem Fenster und wird plötzlich unsanft aus ihrer Lethargie herausgerissen. Die besagte Stewardess nämlich kommt angepest, meckert sie an und bittet zum wie sie betont definitiv allerletzten Mal darum, verdammt nochmal die MP3-Player abzuschalten und die Stöpsel aus den Ohren zu nehmen. Die Rasta-Alte rafft nicht, was los ist und guckt nur fragend, da wird es der Flugbegleiterin zu blöd und reißt an einem der Rastazöpfchen, das sie offensichtlich für einen der gehassten Kopfhörer hält. Die Rasta-Alte steht kurz vor der Eskalation, die Flugbegleiterin nun, nachdem sie durchblickt, nicht mehr. Im Gegenteil, sie muss sich entschuldigen. Die Rasta-Alte sich beruhigen. Und ich mich beherrschen, könnte platzen vor Lachdrang, dem ich wenig später auch nachgebe. Die Rasta-Alte ist locker drauf und lacht mit mir mit. Ja ja, bei Rainer kann man doch hin und wieder selbst auf so öden Flügen wie denen von Bremen nach London Stansted eine Menge erleben, hö hö.

Pünktliche Landung in Stansted

Pünktliche Landung in Stansted

Yeah, den 10.15h Zug nach Harlow Town werde ich locker bekommen. Das Return-Ticket kostet Off Peak inzwischen 7,80 GBP. Eine Preiserhöhung von 0,30 GBP, innerhalb des Jahres 2010? Kann ich akzeptieren. Habe aber auch keine andere Wahl. Der Stansted Express ist rappelvoll, genau wie der Flughafen selbst. Was ist bloß los? Ich habe keine Ahnung, weiß aber, dass ich für den Rückflug bzw. für die damit verbundene Sicherheitskontrolle ausnahmsweise echt mal genug Zeit mitbringen werden muss.

Gute 20 Minuten später, der Typ im Abteil, der neben mir sitzt, ist der deutschen Sprache mächtig und liest während der kurzen Fahrt in meinem Dröhnbütel-Zine mit, stehe ich auch schon am Gleis des Bahnhofs von Harlow Town. Ich bin, nur drei Wochen nach meinem letzten Aufenthalt, endlich wieder da. Wieso endlich? Nun, wenn es nach mir ginge, würde ich R-low jede Woche mehrfach besuchen, so sehr gefällt es mir dort. Weshalb auch immer.

Bahnhof Harlow Town, Essex

Bahnhof Harlow Town, Essex

Ich lasse die gute Harlower Luft durch die Flügel meiner Lungen ziehen und erfreue mich an dem mich überwältigenden Glücksgefühl, wieder da zu sein, wo ich anscheinend hingehöre. Die Treppen hoch und rein in den nigelnagelneuen Wartebereich, den ich vor gut drei Wochen zum ersten Mal erblickt habe und der zu gefallen weiß. An den Wänden hängen Fotos aus alten Zeiten, schwarz-weiß, die ich natürlich interessiert beäuge. Leider werde ich während dessen ebenfalls beäugt. CCTV ist in England anscheinend überall und ich komme damit irgendwie voll nicht klar.

Nigelnagelneuer Wartebereich, Station: Harlow Town

Nigelnagelneuer Wartebereich, Station: Harlow Town

Und schon stehe ich vor dem Bahnhof. In Harlow, der Grauen Perle. Herrlich. Das Wetter ist es ebenfalls. Muss an dieser Stelle unbedingt erwähnen, dass ich bislang stets Glück mit den Wetterbedingungen in England hatte. Das ist jetzt mein zehnter England-Tagestrip und es war immer mehr als okay, das Wetter. Nie hat es geregnet, höchstens genieselt. Und immer war es wärmer als in Hannover, selbst im Juni oder Juli. Woher zur Hölle stammt bitte das leidige Vorurteil, dass es in England permanent neblig, kühl und regnerisch ist? Und wieso hält es sich so hartnäckig? Kann ich nicht nachvollziehen, auch wenn ich noch vor gut zwei Jahren genauso gedacht habe.

Wie ein Pilz aus dem Boden geschossen, das neue Parkhaus an der Harlow Train Station

Wie ein Pilz aus dem Boden geschossen, das neue Parkhaus an der Harlow Train Station

Links: Pearson Education Centre Harlow, rechts: Tobys Carvery

Links: Pearson Education Centre Harlow, rechts: Tobys Carvery

Als erstes, das ist heute anders als bei all den vorangegangenen Besuchen, zieht es mich schnurstracks zur optimalen Asselbank.

Harlow, Edinburgh Way

Harlow, Edinburgh Way

Ich folge dem Edinburgh Way, biege vor dem Verkehrsübungsplatz links ab, nehme die Abkürzung über die Wiese und stehe vor der Sehenswürdigkeit überhaupt: der monumentalen, großartigen, einzigartigen (?) Fußgängerbrücke. Diese ist heute wie immer richtig fotogeil, weshalb ich sofort ein spontanes Shooting starte.

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Pearson Education Centre Harlow

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß...

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

... ist heute wieder richtig fotogeil!

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Style in Vollendung!

Harlow: die monumentale, großartige, einzigartige (?) Fußgängerbrücke in den Marshgate Springs, die mich stets sicher über die Gleise zu führen weiß

Style in Vollendung!

Der "Old Boy" bringt mich wie immer zum Schmunzeln

Der "Old Boy" bringt mich wie immer zum Schmunzeln

Marshgate Springs

Marshgate Springs

Blick von der genialen Fußgängerbrücke auf die Gleise gen Harlow Town Train Station, Essex

Blick von der genialen Fußgängerbrücke auf die Gleise gen Harlow Town Train Station, Essex

Ich muss mich selbst zwingen, nicht auf der Brücke zu versacken. Der eigentliche Besuch findet schließlich und endlich erst am Nachmittag statt. Augenblicklich geht es lediglich darum, den vor gut drei Wochen versteckten Schatz zu heben. Das Versteck erkenne ich sofort wieder. Also rein ins Gebüsch, Augen auf und angesichts der Brennesseln: Zähne zusammen beißen und den Boden abtasten.

Blick von der genialen Fußgängerbrücke auf die Gleise gen Harlow Town Train Station, Essex

Das Versteck im Gegenlicht

Lange brauche ich nicht zu suchen, voilà, das ist sie, die Plastiktüte des El Rio Supermarkts aus Badalona. Ich ziehe sie vorsichtig aus dem Gebüsch, lege sie behutsam auf die Asselbank und stelle fest, dass der Inhalt in der Zwischenzeit offensichtlich unberührt geblieben ist. Wie geil!

Die Tüte leicht angemoddert, die Carlings unten marginal rostbefallen: der Schatz ist also quasi unversehrt geborgen, yeah!

Die Tüte leicht angemoddert, die Carlings unten marginal rostbefallen: der Schatz ist also quasi unversehrt geborgen, yeah!

Ich putze die Carlings und packe sie in die Hüpferlitasche. Ab in die Stadt.

Style in Vollendung!

Style in Vollendung!

Style in Vollendung - gleich doppelt auf diesem Foto!

Style in Vollendung - gleich doppelt auf diesem Foto!

Durch den Harlow Town Park spaziere ich Richtung Innenstadt, die übliche Route. Es ist warm und windstill, die Sonne scheint und es ist warm. Sehr warm. Wechsel deshalb im Park in einer unbeobachteten Sekunde von lang auf kurz und freue mich. Auch wenn der letzte Besuch nun echt nicht lange her ist, Harlow schafft es wie immer, mich total zu begeistern.

Welcome to Harlow Town Park

Harlow Town Park

Harlow Town Park

Harlow Town Park

Der Übergang aus dem Park in das bebaute Gebiet ähnelt dem Stargate. Willkommen in der Bronx.

Harlow, Wohnhäuser am Town Park

Harlow, Wohngebiet

Harlow, Mandela Avenue stadteinwärts

Harlow, The Hides

Ich bleibe dabei: einmal auf einem der stylishen Balkons des von mir Brückenhaus getauften Gebäudes in den Hides abasseln, um später das Liquid (ach nee, das hat ja zwischenzeitlich dichtgemacht) oder das Liquid zu besuchen, das wäre was. Wer lädt mich ein?

Harlow, Brückenhaus, The Hides

Harlow Town, Post Lane

Harlow, Marktplatz

Harlow, Fußgängerzone (angeblich die älteste Englands, sozusagen das Pendant zur Kieler Holstenstraße)

Shoppingrausch? Nö, heute nicht. Paar Kleinigkeiten von Primark, ein Schwung Shirts und Shorts von SD, das soll es gewesen sein. Mein "Mate" hat heute anscheinend seinen freien Tag, schade drum, den hätte ich gern wiedergesehen. Der Weg zurück durch die Innenstadt von Harlow ist, wie immer, faszinierend, spannend und vor allem eins: authentisch. Die Pennäler haben frei, die Eulen sowieso und die Muttis Mittag gegessen. Und so ist einiges los, weiß gar nicht, wo ich zuerst hingucken soll.

Bei Sainsbury´s erwerbe ich den restlichen Tagesproviant, Carlings brauche ich dem geborgenen Schatz sei Dank keine mehr.

Sainsbury´s Superstore, Harlow, Essex

Entrance (Park Lane, keine Ahnung was das mal gewesen sein mag... )

Entrance (Harlow, Park Lane, keine Ahnung was das mal gewesen sein mag... )

Die Park Lane führt mich zurück zum Harlow Town Park, durch diesen hindurch schlendernd erreiche ich den Edinburgh Way, den ich ebenso wie anschließend die Wiese vor dem Verkehrsübungsplatz überquere und schon stehe ich auf der Brücke. Habe, wie immer, zu wenig Zeit. Ab auf die Asselbank. Kurz Daumendrücken und jippieh, sie ist frei, wartet förmlich auf mich. Ich mache es mir gemütlich und genieße die folgenden zwei Stunden in vollen Zügen. Zwischendurch läßt sich der Camper blicken. Optisch ein Hippie, scheint locker drauf zu sein und geht mir keineswegs auf die Nüsse. Im Gegenteil, irgendwie finde ich den Typen extrem entspannt und cool.

Perfektion: optimale Asselbank in den Marshgate Springs, Hüpferlitasche, Freistaat Bayern Handtuch, das gute Caledonian Spring Water, Sonnenschein - mehr geht nicht!

Perfektion: optimale Asselbank in den Marshgate Springs, Hüpferlitasche, Freistaat Bayern Handtuch, das gute Caledonian Spring Water, vorübergehender Sonnenschein (Hauptsache es ist trocken) - mehr geht nicht!

Marshgate Spring

Marshgate Spring Nature Reserve

Relaxen im Marshgate Spring Nature Reserve, im Hintergrund rechts oben im Bild das Zelt des vermeintlichen Hippies

Relaxen im Marshgate Spring Nature Reserve, im Hintergrund rechts oben im Bild das Zelt des vermeintlichen Hippies

Die zwei Stunden sind wie erwartet viel zu schnell an mir vorübergezogen. Außerdem will ich die finale Abschiedszeremonie auf der Brücke stehend, das übliche Ritual vollziehend, abhalten. Also stehe ich bereits eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt des Zuges zum Stansted Airport auf der Brücke und sage leise "Adieu!". Ich schwöre mir und der Brücke, dass ich wiederkehren werde. Die Frage ist nur, wann.

Auf leider unbestimmte Zeit zum letzten Mal: die Harlower Fußgängerbrücke in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit

Auf leider unbestimmte Zeit zum letzten Mal: die Harlower Fußgängerbrücke in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit

Die Zeit des Abschieds von Harlow und seiner Sehenswürdigkeit Nummer Eins ist gekommen, schluchz!

Die Zeit des Abschieds von Harlow und seiner Sehenswürdigkeit Nummer Eins ist gekommen, schluchz!

Adieu, gehab dich wohl, eines Tages komme ich wieder, versprochen!

Adieu, gehab dich wohl, eines Tages komme ich wieder, versprochen!

Am Stansted Airport angekommen nehme ich mir unvernünftigerweise die Zeit, auch dem Flughafen selbst einen gebührenden Abschied zu bereiten und stelle mich an meinen Lieblingswarteplatz, an die Hecke bei dem Fußweg zum Radisson SAS bzw. den Mietwagenparkplätzen.

Adieu!

Die Hüpferlitasche und ich sagen: Adieu!

Adieu, Stansted Airport!

Adieu, Stansted Airport!

An der Sicherheitskontrolle erschrecke ich mich, scheiße mir fast in die Hose angesichts der ewig langen Schlangen. Mist. Ich hasse Mist. Die Zeit wird knapp. Es gelingt mir dank einiger dreister Stunts, rechtzeitig sprich punktgenau zum Boarding das Gate zu erreichen und bekomme einen Fensterplatz mit Aussicht auf den linken Flügel der Boeing 737-800. Neben mir, zwischen uns ist ein Platz frei und dient als Ablage, sitzt eine geschätzt zwanzigjährige Engländerin, die auf Blicke anderer zu kacken scheint. Respekt. Erst packt sie eine Plastikschüssel mit einem verführerischen gemischten Salat aus und verzehrt diesen vollkommen schmerzfrei, während die Flubgebleiterinnen die Bordverpflegung Ryanairs anpreisen, vor deren Augen. Dann geht sie auf die Toilette und kommt zehn Minuten später mit künstlichen Wimpern wieder. Kurz vor der Landung vollzieht sie das Finish ihrer Verwandlung und klebt sich Plastiknägel an die Finger, schminkt und frisiert sich mit Hilfe einer prallgefüllten Kulturtasche und eines Handspiegels unter den neugierigen, skeptischen bis abfälligen (weshalb auch immer) Blicken der sie umgebenden Passagiere. Wiegesagt, darauf setzt sie nicht mehr als einen Fliegenschiss und ich beneide sie um diese Abgebrüht-, diese Lässigkeit, diese Coolness in Vollendung. Das Ergebnis kann sich übrigens absolut sehen lassen, das Mädel ist eine Augenweide.

Der englische Stil ist ohnehin total mein Ding.

Die Landung erfolgt überpünktlich, beim Sprint zur Passkontrolle lasse ich den einen oder anderen Passagier hinter mir und so erreiche ich die Straßenbahn der Linie 6 rechtzeitig, um noch einen Zwischenstopp zwecks Proviantbeschaffung in der Bremer Gastfeldstraße zu erledigen, ehe es mit dem 22.19er RE zurück in die niedersächsische Landeshauptstadt geht, wo ich wenige Minuten nach Mitternacht erschöpft, aber glücklich ins Dreamland reise.

Wann ich die nächste Reise in mein geliebtes Harlow antreten werden kann, steht leider in den Sternen.

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